Kapitel 001

Knockturn Alley

Dunkelheit, nichts als Dunkelheit umgab mich. Ja, nicht nur die Dunkelheit der Nacht! Nein, das Leben war dunkel geworden! Ich lebte nun einmal in dunklen Zeiten, leider. Und ich hatte diese Tatsache, wie so oft, schneller erkannt und akzeptiert als die anderen, deswegen stand ich hier, in dieser verruchten Gasse und versuchte selbst in dieser Finsternis, noch mehr mit den Schatten zu verschmelzen. Die Kapuze meines schwarzen Mantels hatte ich weit ins Gesicht gezogen, um ja nicht erkannt zu werden. So huschte ich, wie die anderen vermummten Gestalten, zielstrebig auf dem ausgetretenen Kopfsteinpflaster meinem Ziel entgegen.

Keiner interessierte sich hier für andere, denn alle hatten etwas zu verbergen.

Heute Nacht würde ich den ersten Teil meines Plans in die Tat umzusetzen und danach konnte ich beginnen, meine restlichen Pläne Schritt für Schritt zu verwirklichen. Es würde nicht leicht werden, aber was war schon leicht im Leben?

Denn er war zurück!

Er, das ultimative Böse, welches seit meinem ersten Jahr in Hogwarts mir und den Jungs dicht auf den Fersen war. Er hatte es endlich geschafft und nun würde sich einiges ändern.

Armer Harry!

Er tat mir immer noch schrecklich leid, denn er wurde seit jeher von ihm gejagt und nun hatte er eine nicht unwichtige Rolle dabei gespielt, dass er zurück gekommen war, da sein Blut die Wiedergeburt Lord Voldemorts ermöglicht hatte. Aber ich wäre nicht Hermione Jean Granger, wenn nicht in der ersten Minute, als Harry mit dem toten Cedric wieder aus dem Nichts aufgetaucht war, meine kleinen grauen Zellen angesprungen wären.

Ja, ich war traurig, erschüttert über das Geschehene, aber ich nahm mir nicht die Zeit zu trauern, so wie einige andere, die ein Wehklagen ausstießen, das nicht auszuhalten war. Letzten Endes brachte es ja doch nichts und erst recht nicht den toten Cedric zurück. Ich konnte es immer noch nicht fassen, der liebe, gutaussehende Cedric war nicht mehr unter den Lebenden. Harry hatte mir und Ron noch am Abend auf der Krankenstation eine Zusammenfassung der Geschehnisse auf dem Friedhof geschildert und diese ließen mich eben nicht trauern, sondern in Aktionismus verfallen! Er scharte seine treuen Anhänger um sich und würde bald wieder zu alter Stärke zurückfinden und deswegen stand ich jetzt hier, um Mitternacht, in der Knockturn Alley und versuchte eins mit der Dunkelheit zu werden. Eine neue Zeit hatte begonnen, jetzt, da er wiedergekehrt war. Nichts würde mehr so sein, wie in den vergangenen 14 Jahren!

Die Zeit der Ruhe und des Friedens war unwiederbringlich vorbei!

Jetzt hieß es sich auf den Kampf, den kommenden Krieg, vorzubereiten. Die Zeit lief und ich war gewillt, diese zu nutzen. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen als meine Gedanken zu all jenen wanderten, die mich zu kennen glaubten und ich mir vorstellte, wie sie alle, die Weasleys, die Professoren, die anderen Schüler, deren Eltern und Harry einem Herzinfarkt erliegen würden, wenn sie wüssten, wo sich die kleine Gryffindor-Streberin um diese Uhrzeit herumtrieb.

Hier bekam man aber auch alles, was das Herz begehrte, nur der Preis musste stimmen.

Wer sich in die Knockturn Alley wagte, wusste, dass er sich auf unerlaubten, verbotenen und illegalen Boden wagte und wusste um die Konsequenzen. Auch ich war mir dessen bewusst und bereit die Gefahr einzugehen, da ich wusste, auf legalem Weg würde ich nie bekommen was ich begehrte. Aber was die anderen nicht wussten, die mich seit Jahren zu kennen glaubten, war, dass ich nicht so brav, lieb, naiv und regelgetreu war, wie sie alle dachten.

Mein Grinsen wurde regelrecht fies.

Ich hatte schon immer verstanden, meine fragwürdigen Tätigkeiten im Dunklen, meist spät nachts und im Geheimen zu tätigen. Noch nie war bisher jemand auf mich aufmerksam geworden. Wenn sie es wüssten, wären sie ganz schön geschockt über mein Tun, denn in der Wahrnehmung der Menschen waren Harry und Ron die beiden Triebfedern unseres Trios, welche die gefährlichen und verbotenen Aktionen starteten und nicht ich, die überkorrekte Hermione!

Nicht einmal Harry und Ron wussten auch nur ansatzweise von meinen Aktivitäten in Hogwarts. Sie hatten keinen blassen Schimmer, was auch besser war, denn ich würde meine rechte Hand darauf verwetten, dass sie diese auch nicht gutheißen würden. Aber genug, ich musste weiter, immer tiefer in diese Gasse. Ich versuchte, so unauffällig wie möglich vorwärts zu kommen.

Ein leichtes Frösteln konnte ich nicht unterdrücken, dafür war die Umgebung zu unwirklich, zu heruntergekommen. Hier trieb sich das Gesindel der Zauberergesellschaft herum. Diebe, Huren, Mörder. Es war ein gefährliches Pflaster. Hier war es am Tage genauso unsicher wie des Nachts, da diese Personen sich hier wohl und sicher fühlten. Diese düstere Gasse war größer als man hätte meinen können, bot sie doch auch all das an, was die Läden der Diagon Alley anboten, nur in einem weiteren Spektrum und was ich so in den Schaufenstern sah, faszinierte mich sehr. Ich würde ein andermal, wenn ich mehr Zeit hätte, wieder kommen, denn einiges davon konnte ich gut gebrauchen.

Vorsichtig näherte ich mich meinem Ziel. Da ich noch nie hier gewesen war, ließ ich mich von meinem Instinkt und meinen Recherchen leiten. Diesen Ausflug plante ich schon seit zwei Wochen und seit gestern bereitete ich mich explizit auf diesen spätnächtlichen Einkauf vor. Ich wollte nichts dem Zufall überlassen, dafür war das hier viel zu gefährlich! Aber ich hatte in den letzten Jahren schon gezeigt, dass ich die Gefahr und das Abenteuer anzog und liebte, sonst hätte ich nie eine enge Freundschaft zu Harry Potter schließen dürfen, da er ein Garant für solche Situationen war.

Ja, das Agieren mit Harry war eine gute Übung gewesen, um mit dieser Situation hier, so ganz alleine und auf sich gestellt, zurechtzukommen und um zum Erfolg zu kommen, bedurfte alles einer gründlichen Planung und Vorbereitung...