Severus Sicht

Lucius hatte eine „Familienkonferenz“ einberufen und ich hatte selbstverständlich das unsägliche Vergnügen ihm schon frühzeitig Gesellschaft leisten zu dürfen. Von Draco und dem Biest fehlte bisher noch jede Spur. Trieben die beiden sich mal wieder außer Haus umher? Vermutlich im Cottage. So hatte ich die Ehre Lucius’ endlosen Erzählungen von seiner gemeinsamen Zeit mit Hermione zu lauschen.

Mein Gott, dieser sonst so beherrschte, eiskalte Mann schwärmte mir hier etwas vor, wie ein kleines Mädchen das von ihrem ersten Date kommt. Der Witz an der ganzen Geschichte, ich wusste aus erster Hand, dass nicht alles so glatt abgelaufen war wie er es mir gerade weismachen wollte. Ich hörte ihm schon gar nicht mehr richtig zu und machte nur hier und da „Mhm“ und nickte, als ich nun aber durch das Rauschen, dass ich mittlerweile nur noch hörte, mitbekam wie er nun in seiner unerträglichen Selbstherrlichkeit anfing davon zu faseln, dass er Draco und mich wohl bald aus dem Spiel verdrängt hätte. Ich schnaubte verächtlich auf.

„Mhpf, bitte Lucius, spiel dich nicht derart unerträglich auf!“, sagte ich sehr gedehnt.

Er blickte mich konsterniert an und antwortete mir mit einem spöttischen Unterton:

„Da spricht wohl die Eifersucht aus dir, Severus? Wie lief es denn eigentlich im Prince House? Dass du ein verschlossener Mensch bist ist ja nichts neues, aber wenn du mit gar keinen Informationen rausrückst, kann ich davon ausgehen, dass es nicht so verlief wie von dir erdacht?“

Er hatte recht, über die Zeit im Prince House, die ich mit dem Biest verbracht hatte, schwieg ich mich vollkommen aus. Dies hatte jedoch vollkommen andere Gründe als er sich gerade ausmalte. Sie hatte mich um Verschwiegenheit bezüglich der Ereignisse gebeten und dem kam ich nach. Aber ich hatte auch keinerlei Interesse daran irgendwen über das was ich erfahren hatte zu informieren.

„Wie geht es deinen gefederten Viechern?“, fragte ich spöttisch nach, um vom Thema abzulenken, aber auch um ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen, denn das Biest war ein Biest und würde dies immer bleiben.

Seine Miene verhärtete sich augenblicklich bei meiner Nachfrage, streute ich gleich noch etwas Salz in die offene Wunde:

„Wie gedenkst du sie zu strafen? Oder siehst du trotz dieser Frechheit von einer Strafe ab, aus ANGST sie wieder von dir wegzutreiben?“, dabei zierte ein fieses Grinsen mein Gesicht, befand sich der gute Lucius doch ganz offensichtlich in einer derben Zwickmühle. Die Vögel waren mir so was von egal, aber das Biest hatte wirklich mal wieder ihre kreative Seite ausgelebt.

„Selbstverständlich wird sie für diese Tat die Konsequenzen zu tragen haben!“, sprach er mühsam beherrscht und fügte hinzu: „Jedoch muss berücksichtigt werden, dass dieses Ritual für uns alle von nutzen sein wird. Nur die Wahl ihrer Versuchskaninchen ist vollkommen inakzeptabel.“

Ah, er würde sie also mild strafen und das obwohl er sie am liebsten in der Luft zerfetzen würde.
Das Biest machte ihn tatsächlich weich. Zu herrlich.

„Tja, da scheint das Blut deiner kleinen Vögelchen wohl nicht mehr so rein zu sein!“, ließ nun Draco belustigt von der Tür her verlauten.

Severus Sicht ende

Hermiones Sicht

Ich hatte gerade mit Draco lautlos den Salon betreten und so wurden wir Zeugen wie Severus und Lucius sich über mein kleines Experiment unterhielten. Offensichtlich waren alle außer Lucius sehr amüsiert darüber. Ich konnte mir ein kleines Schmunzeln ebenfalls nicht verkneifen.

Dracos’ Einwurf überging Lucius einfach und herrschte kalt wie eh und je an:

„Hermione, dass deine Tat nicht ungesühnt bleiben wird, steht wohl kaum zur Debatte. Ich habe euch allerdings zu diesem Treffen einberufen, da es wichtigeres zu besprechen gibt, also nehmt bitte Platz, ihr seid so schon reichlich spät.“

Also bitte, dass ich gestraft werden würde war mir wirklich mehr als bewusst gewesen. Es war aber erfreulich, dass Lucius auch einen Nutzen an meinem neuen Ritual sah und meine Strafe somit nicht allzu hart ausfallen würde. Wir kamen nun den üblichen Respektsbekundungen nach und setzten uns.

„Wie ihr wisst, verlief alles wie geplant und hier, in unserer kleinen Runde, befindet sicher der zukünftige Schulleiter von Hogwarts. Herzlichen Glückwunsch Severus“, eröffnete Lucius und wir alle mussten bei den letzten Worten böse Grinsen, waren es doch keine Leistungen von Severus’ Seite aus, im üblichen Sinne, sondern unser Einfluss und Intrigen, die ihn zum neuen Headmaster machten.

„Ich kann es kaum erwarten mehr Aufgaben zu übernehmen zum Wohle unserer begabten Schüler. Auch blicke ich voller Vorfreude auf die endlosen Diskussionen mit Porträts ehemaliger Schulleiter, vor allem dem letzten, leider kürzlich verstorbenem, die mich in meinem neuen Büro erwarten und jede meiner Bewegungen beobachten“, brachte nun Severus seine Freude über sein neues Amt zum Ausdruck.

Wow, derartig viel Sarkasmus in so wenig Worten, ich war mir sicher damit hatte Severus einen Rekord aufgestellt.

„Ah die Porträts … Sex im Büro ist dann wohl vorbei, oder stehst du auf Zuschauer, Hermione?“, spielte Draco köstlich amüsiert auf das Ereignis an, dass sich in den Osterferien in seinem Büro ereignet hatte.

Ich antwortete nicht auf seine Provokation und schenkte ihm nur einen arroganten aber auch belustigten Blick. Die Vorstellung im Schulleiterbüro Sex zu haben, nun … das wäre auch für mich noch ein erstes Mal, von denen es mittlerweile leider nicht mehr viele für mich gab.

„Aber sag uns Severus, wie groß werden die Änderungen in Hogwarts ausfallen? Du gedenkst doch nicht ein fünftes Haus einzuführen? Mit einer Fledermaus als Wappentier?“, ließ Draco diese Frage klingen als wäre es eine ernsthafte Befürchtung seinerseits.

Okay, was war mit Draco los? Wollte er jetzt Komödiant werden? Erst Lucius, dann ich und jetzt auch noch Severus. Irgendwas hatte ich wohl vorhin im Cottage verpasst dass er auf einmal dermaßen gute Laune hatte und einen schlechten Witz nach dem anderen, auf unsere Kosten, riss.

Lucius erkannte dies jetzt offensichtlich auch:

„Draco spare dir deine kindischen Spötteleien, wir haben hier ernste Dinge zu bereden, wenn du dafür nicht reif genug bist, sollte ich einen Hauselfen bitten dich ins Bett zu bringen?“

Verdammt, was war mit diesen sonst so ernsten Männern los. Er hatte Draco zurecht gewiesen, aber bei den letzten, süffisant gesprochenen, Worten … gelächelt? Ehrlich gelächelt, nicht verachtend, wie es sonst das Höchste war was Lucius zum Ausdruck brachte? Diese Ferien hatten anscheinend alle geändert, locker werden lassen, nun alle außer Severus. Dieser würde noch länger an dem zu knabbern haben was ich ihm offenbart hatte.

„Was deine Sorge angeht, Severus könnte Entscheidungen treffen, die nicht in unserem Interesse liegen kann ich dich beruhigen, ich werde euch in regelmäßigen Abständen mit meiner Anwesenheit beehren.“, fügte Lucius nun wieder geschäftig hinzu.

„Ich will dich nicht in der Schule sehen, Lucius…!“, kam nach dieser Eröffnung leidend von Severus. Der Gute tat sich mal wieder sichtlich leid.

„Womit habe ich euch verdient? Ich versuche stets meiner Familie Rückhalt zu geben und euch zu unterstützen, wo ich kann und wie dankt ihr es mir?“, hisste Lucius nun gespielt konsterniert auf.
Er wollte Severus ärgern nichts weiter. Das war uns allen bewusst.

Ich hatte mich bisher dezent im Hintergrund gehalten. Wirklich Inhalt hatte die Zusammenkunft bisher auch nicht gehabt, was auch zu erwarten gewesen war, stand doch eigentlich schon alles fest.

„Ich denke, das war erst einmal genug für heute, ihr könnt gehen, außer du Hermione.“, schmiss Lucius nun die anderen hinaus.

Sollte das ein Witz sein? Noch einer? Das er nun zu meiner Strafe kommen würde war klar, aber dieses ganze Treffen war … Zeitverschwendung, nichts weiter?

Die beiden anderen verließen wortlos den Raum.